Igel Toastmasters Club Buxtehude
Igel Toastmasters Club Buxtehude

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Meister der Döntjes überzeugt die Jury in Buxtehude
Der stellvertretende Chefredakteur der verienigten Tagebläter, Lars Strüning, besucht die Toastmasters im Rahmen seiner Extratours
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 Sonnabend, 15. Oktober 2011

WOCHENEND-MAGAZIN

Aus den vereinigten Tageblättern, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion. Alle Bilder  ©Jan-Iso Jürgens

Mit Gelassenheit: Das Rednerpult gibt Sicherheit. Photo: © Jan-Iso Jürgens

Meister der Döntjes überzeugt die Jury in Buxtehude

 

Toastmasters – das hört sich irgendwie nach Catering Service an. Doch weit gefehlt. Die bunt gemischte Runde in Buxtehude will vielmehr das freie Reden üben, um galant einen „Toast“ vor versammelter Runde auszubringen. Dankenswerterweise geht das auch in Deutsch. Lars Strüning, stellvertretender Chef redakteur beim TAGEBLATT, nutzte während seiner monatlichen Extratour seine Chance und qualifizierte sich während des lokalen „humorvollen Redewettbewerbs“ für die AreaKonferenz in Hamburg. Wie es so weit kommen konnte, schildert er in seinem – nicht ganz ernsten – Bericht,. 

 

 

Kein Sex. Keine Politik. Keine Religion. Fassungslos blicke ich in die Augen der aktiven Toastmasters während unseres vorbereitenden Gesprächs für die Extratour. Doch Präsidentin Mona Schlesselmann, Inga-Marie Hoffmann und Peter Gronemeier meinen das todernst, was sie mir als Bedingung für den humorvollen Redewettbewerb nennen. „Da bleibt ja nichts mehr“, sage ich spontan ein wenig enttäuscht. Dann reibe ich mich wie der klein Wikinger Wickie an der Nase und hab's: Rede ich doch einfach während dieser Extratour über meine Extratouren. Insgeheim hoffe ich auf einen Sonderpreis wie zum Beispiel „Master of Döntjes“. Doch es soll ja alles noch viel besser kommen.

Mit Ausdruck: Die Hände sind zum Gestikulieren da.

Eine Rede halten, das ist bislang nicht unbedingt meine Stärke. Wozu hat man einen Chefredakteur? Da hilft nur Vorbereitung. Wie viel Text passt in eine Rede, die fünf bis sieben Minuten dauern soll? Und was ist eigentlich witzig von dem, was ich bisher erlebt habe? Welche Sprache benutze ich? Locker vom Hocker oder eher intellektuell anspruchsvoll? Schuster bleib bei deinem Leisten – ich probiere es mit Authentizität. Drei lustige Begebenheiten aus meinem Extratouren-Leben sind schnell gefunden: der Reinfall bei den Wassersportlern von der Lühe, als ich mit der Jolle kentere und im Elbwasser lande, das exotische
Alphornblasen und meine Premiere bei den Volkstänzern von der Altländer Trachtengruppe, die mich komplett schwindelig drehten. Aufs Ende bin ich richtig stolz: Als ich beim Alphornblasen auf meine wunden Lippen verweise, sagte mir der Vorsitzende: „Wenn Blut kommt, langsam ans Aufhören denken.“ Was für ein Rausschmeißer. Fürs Timing muss ich zuhause üben. Die erste Textversion ist zu lang, ich muss ja langsam reden, betonen, Pausen einbauen, punktgenau gestikulieren. Meine Frau erwischt mich mit der Stoppuhr in der Hand und wundert sich: „Mit wem redest du ?“ Der Abend der Wahrheit nähert sich. Im Kulturforum am Hafen versammeln sich 13 Igel, wie sich die Deutsch sprechenden Toastmasters in Buxtehude nennen. Die Spannung steigt, ich gebe mich cool. „Nervös“? „Nöö, überhaupt nicht.“ Auf dem Tisch im vom Neonlicht durchfluteten Raum baut Gert Lemke die Lichtzeichenanlage auf. Vier Minuten 30 Sekunden muss die Rede mindestens dauern, dann leuchtet das grüne Licht. Ab sechs Minuten kommt die orangefarbene Lampe ins Spiel, und mit Beginn der siebten Minute leuchtet es rot. Wer 7:30 überschreitet, wird disqualifiziert. Hoffentlich stimmt mein Timing. Bei den Toastmasters ist alles geregelt. Punkt 20 Uhr klopft Mona Schlesselmann mit dem Hammer aufs Rednerpult und sagt mit klarer Stimme: „Keiner hat heute Vorteile, auch nicht, wenn er vom TAGEBLATT kommt, wir sind alle normale Igel heute Abend.“ Das habe ich verstanden. Die Reihenfolge der Redner wird ausgelost. Ich ziehe die Vier und bin als Letzter an der Reihe. Ein Vorteil, ein Nachteil? Die, die nicht reden, bekommen einen Wertungsbogen, bilden die Jury. Dora redet über Kindheitserinnerungen in der Schule, Peter hält eine lustige und geschickt aufgebaute Rede über „Opa -– au pair“. Marc philosophiert über außerirdisches Leben und seine Katze. Als ich nach vorn muss, weicht jegliche Aufgeregtheit.


Mit Überblick: Die Toastmasters Runde im Buxtehuder Kulturforum. Photo: © Jan-Iso Jürgens

Ich lege mein Manuskript auf das Pult und benötige es nicht mehr. Eine wirklich freie Rede! Zu meiner Überraschung scheinen die Toastmasters an meinen Lippen zu hängen. Sie lachen, sie nicken mir aufmunternd zu. Richtig erlöst bin ich aber erst, als die grüne Lampe leuchtet. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich: Ja, es funktioniert. Ich versuche weiterhin, meine ansonsten viel zu schnelle Aussprache zu regulieren, löse mich vom Pult, um besser gestikulieren zu können. Als Orange leuchtet, bin ich fertig. Sechs Minuten und sieben Sekunden, eine Punktlandung. Wie schnell die Zeit vergeht. Gerne hätte ich weitergemacht, es gibt so viele Extratour-Anekdoten. Der Applaus entschädigt mich, Peter raunt mir zu: „Das war ja hervorragend, machst du das öfter?“ Ich verneine und denke, er ist halt ein sympathischer Gastgeber. Doch die große Überraschung folgt noch. Die Jury zieht sich zur Auswertung der Bögen zurück und setzt mich auf den zweiten Platz hinter dem verdienten Sieger Peter. Das Ego ist aufgebaut. Nur die Einladung zur Area-Konferenz in Hamburg an einem Sonnabend ab 9 Uhr, die lehne ich dankend ab. Peter wird es schon richten.

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